Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie e.V.

Diskussionsprozess in der DGfP

Überblick über die Entstehungsgeschichte des Beschlusses des Gesamtvorstandes der DGfP vom 4.10.24 die Mitgliedschaft in der DGfP zu öffnen und einen Diskussionsprozess darüber zu initiieren

 

Beschluss vom 4.10. 24 des Gesamtvorstandes:

Der Gesamtvorstand beschließt die Öffnung der Mitgliedschaft in der DGfP für andere Berufsgruppen und andere Religionen. Er strukturiert und verantwortet einen Diskussions- und Beteiligungsprozess in Bezug auf diesen Beschluss bis zur Mitgliederversammlung 2026. Die Sektionsvorstände verpflichten sich, den Prozess der Öffnung in den Sektionen in dieser Zeit voranzubringen. 

 

1 - Sektionsungebundene Mitgliedschaft

Begonnen hat die Entwicklung einer Öffnung der DGfP mit der Beobachtung der Entwicklung in Landeskirchen und Bistümern, dass längere berufsbegleitende Weiterbildungen nicht mehr ausreichend gefördert werden und es dadurch für Seelsorgende schwieriger wird, an sektionsgebundenen Weiterbildungen teilzunehmen. Zudem gibt es vermehrt auch Menschen, die sich keiner Sektion anschließen wollen, u.a. auch durch intersektionelle Weiterbildungen oder andere externe Fortbildungen.

Der Gesamtvorstand suchte nach einer Möglichkeit, die Mitgliedschaft in der Fachgesellschaft vielfältiger und attraktiver zu gestalten und entwickelte die Idee einer sektionsungebundenen Mitgliedschaft.

 

2 - Seelsorgezertifikat

Parallel dazu entwickelte und erarbeitete die DGfP ein Seelsorgezertifikat als grundständiges DGfP Zertifikat und beschrieb darin die pastoralpsychologischen Kompetenzen für eine Tätigkeit in der Seelsorge. Die DGfP versteht sich dabei als Instanz zur Sicherung von Qualität in der Seelsorgeausbildung, auch im Gespräch mit den Verantwortlichen für Seelsorge in den Landeskirchen (KVS) und Diözesen. Das Zertifikat gilt als Qualitätsausweis für Anstellungsträger (kirchliche wie säkulare Institutionen), die nach einer Qualitätssicherung für ihr Angebot von Seelsorge suchen. Dadurch erhöht das Zertifikat auch die Attraktivität einer Mitgliedschaft in der DGfP.

 

3 - Theologische Äquivalente

Seit ca. 5 Jahren beschäftigt sich der Gesamtvorstand und die mit ihm zusammenarbeitenden Gremien mit den Fragen hinsichtlich Theologischer Äquivalente und stellte Überlegungen an, wie weitere Berufsgruppen in der DGfP Mitglied werden können, welche pastoralpsychologischen Haltungs- und Handlungskompetenzen damit verbunden sein sollten (vgl. Intersektionelle Fortbildungskommission, IFK) und wie sich diese Kompetenzen in den Standards widerspiegeln müssen.

Der Gesamtvorstand hat dazu eine Arbeitsgruppe gebildet, die IFK beauftragt, die Weiterbildungskommissionen befragt, Erfahrungen aus der Gesamtaufnahmekommission (GAK) für die Aufnahme sektionsungebundener Mitglieder gesichtet und dies alles in Sitzungen des Gesamtvorstandes mehrfach reflektiert und diskutiert. 

 

4 - Entwicklungen in den Kirchen

Inhaltlich haben wir die Situation, dass in der Satzung der DGfP die christlich-theologische Qualifikation nicht explizit angeführt wird, aber im Kontext der Satzungsentstehung mitgedacht wurde, weil es damals offensichtlich erschien, dass im Rahmen einer Mitgliedschaft in der DGfP Seelsorge und Supervision ausschließlich durch christlich-theologisch ausgebildete Personen betrieben werden. So finden u.a. in den Sektionen KSA und T die Weiterbildung in Seelsorge in der Regel in kircheninternen Ausbildungsinstituten statt. 

Angesichts der kritischen Situation in den Kirchen entsteht eine neue Ausgangslage für die DGfP: Die Veränderung kirchlicher Strukturen, der fortschreitende Personalmangel in allen Seelsorgebereichen, die Implementierung von interprofessionellen pastoralen Teams, die Anstellung von nicht-theologisch vorgebildeten Personen als Seelsorger:innen in Einrichtungen und die Entwicklungen in den Spezialseelsorgebereichen führen zu der Frage, wie die DGfP ihre Aufgabe als qualitätssichernde Instanz in der Seelsorgeausbildung gestalten will? Welche Rolle will sie spielen als ein fachlich-qualifiziertes Gegenüber und Kooperationspartnerin für Landeskirchen und Diözesen und für andere Institutionen in Fragen der Aus- und Fortbildung in pastoralpsychologisch fundierter Seelsorge? 

 

5 - Entwicklungen in den Sektionen

Die Sektion KSA beschäftigt sich seit vielen Jahren mit muslimischer Seelsorge. Zugleich finden sich muslimische Seelsorger:innen in Krankenhäusern, Gefängnissen und in anderen Zusammenhängen. In KSA-Kursen gibt es bereits muslimische Teilnehmende, die sich in Seelsorge qualifizieren möchten. Auch Teilnehmende aus sozialen Berufen haben Interesse an einer qualifizierenden Seelsorgeausbildung. KSA-Kursleitende führen auch speziell Seelsorgekurse für Muslime durch, bzw. beteiligen sich an der Ausbildung muslimischer Seelsorgender. Inzwischen gibt es auch erste Anfragen von buddhistischer Seite.

In der Sektion GOS hat man sich schon länger mit konfessions-, religions- und weltanschaulich heterogenen Anfragen in Ausbildungskontexten beschäftigt und sich von daher mit den Kriterien von Äquivalenten befasst (vgl. Theologische Bausteine). 

Die Sektion PPS setzt bei Aufnahmeanträgen von Ausbildungskandidatinnen aus weltlichen Fachgesellschaften die Erarbeitung des pastoralpsychologischen Differenzmerkmals voraus und prüft dies.

In allen Sektionen bleibt die Aufnahme in die DGfP unangetastet individuell und geschieht in diesem Sinne. 

 

6 - Spiritual Care

In den Landeskirchen (unterschiedlich) und Bistümern werden vermehrt andere Berufsgruppen einbezogen in die Seelsorge und die Beratung. Sie werden vor allem in den Bereichen der Spezialseelsorge eingesetzt. Zugleich ziehen sich Landeskirchen und Diözesen vermehrt u.a. aus der Krankenhausseelsorge zurück. 

Der Bedarf an der Wahrnehmung spiritueller Bedürfnisse aber bleibt, so dass verschiedene Institutionen auf das Konzept Spiritual Care zurückgreifen, womit sie auch nichttheologischen Berufsgruppen ein Arbeitsfeld in der seelischen und spirituellen Begleitung öffnen. 

Inzwischen gibt es an der Uni Münster einen Masterstudiengang Spiritual Care, den Prof. Dr. Traugott Roser am Lehrstuhl für Pastoraltheologie entwickelt hat und durchführt. Mitglieder der DGfP sind daran beteiligt.

Damit gibt es zunehmend Anfragen von Personen aus sozialen Berufen ohne theologischen Abschluss, die eine Mitgliedschaft in der DGfP anstreben.

 

7 - Die demographische Entwicklung in der DGfP und die Konsequenzen

Bei der Sitzung des Gesamtvorstandes im Oktober 2024 haben wir uns vor Augen geführt, dass die DGfP in den nächsten Jahren vor großen Veränderungen steht: Die Zahl der Mitglieder im Ruhestand nimmt stark zu. Dies hat inhaltliche wie finanzielle Konsequenzen für die Arbeit in der DGfP. Zugleich ist festzustellen, dass die Zugänge zum Pfarramt und das Pfarramt selbst sich verändern werden. Allein die Zahlen der Theologiestudierenden geht extrem zurück. Die Zukunft der Interprofessionellen Pastoralen Teams ist ebenfalls nicht abzusehen. Die Mitgliederzahlen werden also sinken, wenn die Mitgliedschaft in der DGfP weiterhin ausschließlich christlichen Theolog:innen vorbehalten bleibt. 

 

8 - Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik und die Verantwortung der Pastoralpsychologie und des Verbandes

Die DGfP vermittelt Werte wie Zugehörigkeit, Solidarität, Stabilität in der Ich-Identität, Resonanz, Kritikfähigkeit, lebenslanges Lernen und sich entwickeln, Offenheit für anders Denkende und Glaubende, Großzügigkeit. Sich auf dieser Basis mit all jenen zu solidarisieren und zusammenzuschließen, die sich engagieren für Freiheit und Demokratie ist unerlässlich und notwendig. 

Die DGfP kann einen qualitätsvollen Raum u.a. der Begegnung schaffen, der Heimat bietet für all jene, die in pastoralpsychologischer Reflexions- und Handlungskompetenz, ihren Beitrag leisten wollen - egal welcher Konfession, Religion oder Berufsgruppe sie angehören. 

 

Der Gesamtvorstand initiiert mit diesem Beschluss einen Diskussionsprozess in den Sektionen. Die Diskussionsbeiträge werden gesammelt und zur Verfügung gestellt.

In der Mitgliederversammlung im Mai 2026 wird die DGfP hier abschließend entscheiden.

 

expand_less