Trauer um Traugott Simon
Die Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie mit ihrer Sektion „Klinische Seelsorge-Ausbildung“ trauert um Traugott Simon, der am 18.November 2022 völlig unerwartet im Alter von 73 Jahren verstorben ist.
Traugott Simon wurde 1994 zum Supervisor der Sektion KSA anerkannt und war seitdem Mitglied der DGfP. Fachverband und Sektion haben ihm viel zu verdanken und erinnern sein engagiertes Wirken als Kursleiter, Supervisor und Lehrsupervisor. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben über Jahrzehnte in Kursen, der Zusammenarbeit in der Sektion, in der Weiterbildungskommission oder in der Gruppe Think (Theorie in der KSA) gefüllte Zeit mit ihm verbracht, Herausforderungen bestanden, Konflikte gelöst oder ausgehalten, Glaubens-Heiterkeit erlebt, Gedanken gewendet, Ideen in Texte verwandelt und in all dem die pastoralpsychologische Seelsorge und Supervision weiterentwickelt. Viele denken an seine Gestaltungsimpulse für Seminare und Kurse, die er großzügig zur Verfügung gestellt hat, und an die Andachten, Gottesdienste und meditativen Segenstexte, die er verfasst und verschenkt hat.
Mit seinem wachen Verstand und seiner langjährigen Erfahrung hat er fachliche Prozesse begleitet und zu qualifizierten Ergebnissen geführt. Seine empathische Wesensart, sein offener Charakter, sein feiner Humor und seine geistliche Ausstrahlung haben die Diskurse bereichert. Aufmerksamkeit für das jeweilige Gegenüber und der Verzicht auf Werturteile über andere Menschen prägten seine Persönlichkeit. Und befand er sich einmal in der Situation kontroversen Disputs, war ihm nicht am Sieg gelegen, sondern an Verständigung.
Mir selbst war er spätestens seit meiner Supervisionsweiterbildung vor über zwanzig Jahren ein zugewandter und hilfreicher Lehrsupervisor, ein erfahrener und kluger Ratgeber in Fragen pastoralpsychologisch orientierter Seelsorge und ein vertrauensvoller und vertrauenswürdiger Wegbegleiter.
Ich erinnere ein Seminar, in dem Traugott Simon Steine in die Runde gab, solche von denen, die diese hellen Adern in sich tragen, und er hat sie „geheilte Steine“ genannt. Bei Wanderungen über Hochebenen hatte er sie aufgesammelt und mitgenommen. Ein Bergführer, so erzählte er, habe erklärt, dass diese Steine zarte, farbige Linien aufweisen, wo Risse waren, die im Lauf der geologischen Entwicklung mit Quarz gefüllt wurden. Für Traugott ein Bild für Wunden, die das Leben schlägt, die sichtbar bleiben und doch geheilt sind.
Traugott Simon wird vermisst und bleibt im Gedächtnis als fachkundiger Kollege, Bruder im Glauben und freundschaftlicher Weggenosse. Freundinnen und Freunde in der Gesell- schaft trauern mit seiner Familie um ihn.
Bernd Nagel